Mein persönliches Buchprojekt – erfolgreich Publizieren mithilfe von Projektmanagementtools
„Was machst Du, …ein Buch schreiben? – Cool!“
Autoren/innen genießen auch in Zeiten des gratis Bloggings immer noch Respekt, ist es doch meist mit größeren Zeit- und Geldaufwänden verbunden, das eigene Buch zu publizieren. Schade, dass viele Buch-Projekte nichts werden, weil kein Verlag gefunden wird, der Weg zum fertigen Manuskript doch weiter als gedacht erscheint, oder: Weil es schlicht falsch angegangen wird.
Sicher, er gibt diese Pulitzerpreisschreiberlinge und Beststeller-Autoren/innen, denen man Stift und Papier in die Hand drückt oder die Tastatur aufklappt, und es fließt nur so druckreif aus der Feder. Aber von den Allermeisten verlangt gutes Schreiben hin zur Publikation vor allem eines: Viel Ausdauer! Das gilt vor allem dann, wenn man das (noch) nicht hauptberuflich macht sondern nebenberuflich oder in der Freizeit.
Anders als bei Master-, Diplom- oder Doktorarbeiten kann man sich nicht an Fußnoten, Gliederungsvorgaben, Stoffeingrenzungen oder dem bereits über das jeweilige Thema Verfasste entlanghangeln. Man selbst ist Der-/Diejenige, welche/r entscheidet, was reinkommt und nicht, was weiterführend anmutet und wie das Ganze „verpackt“ werden soll – sei es die Kapitel- oder Wortwahl, den Schreibstil oder die Illustration betreffend. Und Entscheidungen können schwierig sein; wer kann schon genau einschätzen, was Verlagen und dem Buchmarkt aktuell gefällt, welche Themen wirklich spannend für die Leser/innen sind und ob die persönliche „Schreibe“ spritzig oder nichts als affig, witzig oder nur albern, kunstvoll oder bloß manieriert ist?!
Ein Projekt ist ein Projekt ist ein Projekt – eines ist das Buch, das andere bin ich selbst
Warum schreibt man überhaupt?
Weil es Spaß macht, man Anderen etwas mitgeben möchte, aus therapeutischen Zwecken oder zur Selbstreflexion. Das Schreiben selbst, d.h. druckfertige Sätze zusammen zu bringen, sollte daher im Mittelpunkt stehen. Beschäftigt man sich stattdessen mit Formatieren und Editieren, Verlagsverträgen und der Koordination von Gast- und Ko-Autoren/innen, Berechnungen und Terminen, kann schon einmal die Lust für das Eigentliche vergehen – und das ist schade!
Begreift man das Buchprojekt – wie der Name schon sagt – als echtes „Projekt“, stellt man fest, dass dazu viele hilfreiche Tools aus dem Projektmanagement zur Verfügung stehen. Dabei mag die Publikation nicht zu einem reinen „Business Case“ degradiert werden, sondern vielmehr der möglichst größte Raum für das Schreiben geschaffen werden. Von einem „Projekt“ im Sinne des Projektmanagements spricht man gemeinhin, wenn ein Vorhaben hinreichend komplex, umfangreich, zeitlich abgegrenzt und nicht mit den regulär zur Verfügung stehenden Ressourcen erledigt werden kann. Wenn das auf Ihr „Buchprojekt“ zutrifft, hier fünf Hilfen aus dem Projektmanagement:
(1) Setzen Sie sich zumindest ein (smartes) Projektziel!
Auf die Frage aus dem Bekanntenkreis „Wieso tust du dir das an?“ kann man antworten: „Tja, weil es mir Spaß macht“ oder „Weil ich mal ausprobieren mag, ob Schreiben etwas für mich ist“. Ausprobieren ist legitim, ein smartes Ziel aber nicht!
Ziele sind wichtig, um jederzeit überprüfen zu können, was man selbst eigentlich will, ob man überhaupt noch Richtung Ziel unterwegs ist (oder auf Abwegen) und auch, um festzustellen, warum ein Ziel vielleicht einmal nicht erreicht worden ist (kein Drama, daraus lernt man). Verzichtet man darauf, ist nicht nur die Gefahr größer, sich bei Schwierigkeiten selbst „in die Tasche zu lügen“ oder bloß die einfachste Erklärung heranzuziehen, ob richtig oder nicht. Ziele haben also den Zweck, damit das eigene Handeln zu steuern. Dazu müssen sie aber S.M.A.R.T. sein, d.h.: So konkret und spezifisch wie möglich (Welcher Buchinhalt? Welches Format?), messbar (Woran erkenne ich, ob das Ziel wirklich ganz erreicht wurde?), attraktiv (Warum verfolge ich mein Ziel so gerne?), realistisch (Kann ich mit meinen Mitteln das Ziel erreichen oder hängt das von ganz anderen Zufälligkeiten ab?) und terminiert (Bis wann soll es spätestens erreicht sein?).
Man kann dabei fast jedes Ziel während des Projektmanagements noch einmal adaptieren, verbessern oder ändern – allerdings mit Begründung! Zur besseren Abgrenzung kann es förderlich sein, auch noch Nebenziele (falls sie erreicht werden: gut – falls nicht: auch nicht tragisch!) und sog. „Nichtziele“ (dürfen auf keinen Fall erreicht werden) zu definieren. Das Buchprojekt wird regelmäßig mindestens zwei Ansprüche verfolgen, die in solch smarte Ziele zu packen sind: Eine ISBN-Publikation in den Händen zu halten (Erfolgserlebnis) und durch den Schreibprozess die eigene Persönlichkeit weiterentwickelt zu haben.
(2) Stellen Sie sich ein Projektteam zusammen und wählen Sie daraus eine/n Projektleiter/in aus!
Anders als im Job kann man für solch private Projekte meist nicht auf Personal zurückgreifen, hat kein Sekretariat und keine Mitarbeiter/innen zur Verfügung. Daher ist es ratsam, sich ca. 4 – 5 Personen zu suchen, die eine Rolle im Projektmanagement übernehmen wollen. Diese sollten dem Projekt grundsätzlich zugetan sein, ein eigenes Motiv an der Unterstützung haben (über den reinen Freundschaftsdienst hinausgehend, z.B. als Mitautor/in) und verlässlich sein – insbesondere was Termine angeht! Das werden (schon aus finanziellen Gründen) oft Bekannte, Freunde/innen, Schreib-Kollegen/innen aus dem eigenen Netzwerk oder Familienangehörige sein. Vielleicht organisiert man einen „Kennenlern-Nachmittag“ bei sich zuhause oder verbindet es mit einem abendlichen Restaurantbesuch, um alle an einen Tisch zu bringen und Ihnen gemeinsam das Projekt näherzubringen samt Erwartungen und Rollen. Wichtige Fragen dabei zu beantworten sind: Wer übernimmt die Verlagsrecherche? Wer schreibt welchen Beitrag für das Buch? Wer kümmert sich um die Dokumentation, wer um die Vor- und Nachbereitung von Treffen? etc.
Im Projektmanagement spricht man von der/m „Projektauftraggeber/in“ als jener Person, die das Projekt nach außen vertritt und als „Projektsponsor/in“ dafür Geld und Zeit aufwendet. Im Geschäftsleben ist das typischerweise ein/e Kunde/in (externer Auftrag) oder jemand aus dem Firmenmanagement (interner Auftrag) – hier ist es die Person, die das Buch herausgeben oder aber als Hauptautor/in den größten inhaltlichen Beitrag zum Manuskript leistet, also man selbst! Die Besonderheit liegt darin, dass man selbst auch Teil des Projektteams wird („Projektauftraggeber/in“ sind das nach klassischem Projektmanagement nicht).
Daneben ist eine der wichtigsten Personen die Projektleitung, die jedenfalls nicht dieselbe sein darf wie der/die „Projektauftraggeber/in“! Projektleiter/in kann jemand sein, der dem Buch wie der/m Projektauftraggeber/in nicht allzu nahe steht und so leichter persönliche Distanz bei Konflikten im Projektteam halten kann. Ferner sollte diese Person über Moderations-, Führungs-, Kommunikations- und Koordinationsfähigkeiten verfügen, da sie letztlich der Schlüssel zu einem gelingenden Projektmanagement darstellt.
Wie ein Projektteam für ein Buchprojekt ausschauen kann, finden Sie z.B. HIER
(3) Suchen Sie sich Support fürs Schreiben und für sich selbst!
Gutes Projektmanagement sorgt für Struktur, Transparenz und Planbarkeit, um u.a. Sicherheit zu geben. Inhaltlich schreibt sich dadurch das Buch aber nicht!
Neben der eigenen Kreativität und Schreibdisziplin sind dazu ergänzend professionelle Schreibcoaches und Schreibtrainings sinnvoll. Ein/e Schreibcoach kann z.B. helfen, individuelle Schreibblockaden aufzulösen oder am eigenen Sprachstil zu feilen. Schreibtrainings sind schreibpädagogische Workshops, wo angeleitet Schreibimpulse weiterverfolgt und kreative Tipps und Techniken nahegebracht werden. Schreibt man zu einem Sachthema, kann neben Jemandem für die Fachrecherche ein/e Experte/in zum Diskutieren über fachliche Inhalte ratsam sein. Zuletzt können Kollegen/innen – sei es im Einzelgespräch oder in literarischen Vereinen und bei offenen Schreibtreffen – aus eigener Sicht authentische Tipps geben und „zwingen“ auch dazu, noch unausgereifte Teile (öffentlich) vorzutragen und im geschützten Rahmen einmal Vorabmeinungen und -stimmungen in Form von konstruktiver Kritik zum Geschriebenen einzuholen.
Da das Schreiben auch die Persönlichkeit prägt, verändert sowie umgekehrt die eigene Persönlichkeit auch das Schreiben beeinflusst, empfiehlt sich ferner die Unterstützung durch eine/n Trainer/in oder Coach der Persönlichkeitsentwicklung. „Was sagt mir das Schreiben über mich selbst?“ und „Wie stehe ich zu dem Projekt?“ sind etwa Fragen, die nichts mit der Schreibtechnik zu tun haben – gleichwohl sind sie wichtig und sollten reflektiert werden. Nur so wird die eigene Perspektive geschärft, das Buchprojekt in den jeweiligen Lebensentwurf eingepasst und es werden frühzeitig Motivationshindernisse übersprungen.
(4) Entwerfen Sie einen (Projektstruktur-) Plan!
Damit alle wissen, was bis wann zu tun ist, benötigt es einen (schriftlichen, allen zu erklärenden) Plan, der zunächst die zeitliche Abfolge betrifft: Wann und wie oft trifft sich das Projektteam? Wann soll die Veröffentlichung sein? Wie werden einzelne Buchbeiträge zusammengeführt? Wann muss das Manuskript „verlagsfertig“ sein? etc. Auch sollten abgegrenzte „Projektarbeitspakete“ mit je einem/r Verantwortlichen nebst einer Deadline definiert werden, die zu der jeweiligen Rolle (s.o.) passen. Zuletzt sollten „Meilensteine“ eingebaut werden, deren Erreichen nicht nur ein Zwischenergebnis darstellt sondern auch zeigt, dass man (zeitlich und inhaltlich) weiter auf dem richtigen Weg ist – letztlich sind diese Meilensteine nichts anderes als smarte Zwischenziele auf dem Weg zum Endziel (vgl. oben).
Wichtig für eine realistische Planung sind vor allem sog. „kritische Pfade“, d.h. zeitlich voneinander abhängige „Projektarbeitspakete“. Wenn eine Aufgabe nicht erledigt werden kann, bevor eine andere zuvor erledigt wurde, kann dies das ganze Projekt verzögern und zu Frustrationen führen, wenn alle nur auf eine/n dafür Verantwortlichen zuwarten. Hier hilft es, diese Pfade zunächst zu identifizieren (z.B. kann das Buch nicht in den Verlagsdruck, bevor das Manuskript druckfertig ist) und großzügige Zeitpuffer und Alternativpfade einzuplanen (Hat der/die Verantwortliche genug Zeit? Wer könnte notfalls einspringen?).
Wie ein Projektstrukturplan für ein Buchprojekt ausschauen kann, finden Sie z.B. HIER
(5) Machen Sie eine Projektumfeld-Analyse
Wenn die Punkte (1) bis (4) erledigt sind, ist schon viel für den Erfolg des Buchprojektes getan. Jedoch sollte man sich auch fragen, welche anderen Faktoren für das Projekt (positiv wie negativ) relevant sein können. Zum Beispiel kann es zur Herausforderung werden, einen passenden Buchverlag zu finden, das Projektteam wie alle Mitautoren/innen „bei der Stange zu halten“ und auch selbst genügend Zeit und Disziplin für die gesamte Projektdauer aufzubringen. Dabei können der Markt, die Einstellung und die Motivation der Projektbeteiligten ebenso eine Rolle spielen wie das persönliche Umfeld (Energie für den Brotberuf, Zeit für die Familie etc.).
Bei der „Projektumfeld-Analyse“ geht es um eine Einschätzung, was dem Projekt wirklich gefährlich werden könnte und wie wahrscheinlich der Eintritt dieser Gefahr realistischer Weise ist. Was kann man z.B. tun, um der Gefahr zu entgehen, ewig lang mit Buchverlagen verhandeln zu müssen (provisionsbasierte Verlagsagentur zwischenschalten), was, um nicht im Freundeskreis dauernd hören zu müssen, man habe ja seit dem Projektstart gar keine Zeit mehr (persönliche Wichtigkeit des Projekts kommunizieren, sich frühzeitig Zeitfenster freischaufeln)?!
Selbst die beste „Projektumfeld-Analyse“ deckt erfahrungsgemäß nicht alle Risiken ab, zumal sich im Projektverlauf etwa durch das Schreiben bei Einem/r selbst oft ebenso viel tut, wie – wenn Menschen zusammenkommen – das auch im Projektteam sein kann. Gerade aber das macht es so spannend!
Wie eine Projektumfeld-Analyse für ein Buchprojekt mit Auswertung ausschauen kann, finden Sie z.B. HIER
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