Antike Lebensberatung „reloaded“ – ein Interview über die philosophische Praxis
Es ist Montagmorgen und ein wunderbarer Sonnentag für unser Sommerinterview bricht an. Ein herzliches Lachen und begeisterte Augen begrüßen uns in der Kaiserstadt Baden bei Wien. Dr. phil. Cornelia Bruell ist die Gründerin von „PHILOSKOP“ – der philosophischen Praxis im Helenental. Wer Philosophieren für verstaubt, allzu theoretisch oder für unbrauchbar im Alltag hält, hat einfach noch nie mit ihr gesprochen…
Frau Bruell, Sie haben u.a. Politikwissenschaft, Linguistik und Philosophie studiert. Stand für Sie je eine nicht-geisteswissenschaftliche Studiendisziplin zur Debatte? Mussten Sie im Familien- und Bekanntenkreis manchmal die (vermeintliche) Berufsferne Ihrer Studien rechtfertigen?
Oh ja! Meine Mutter hat mich zwar immer sehr unterstützt, aber im weiteren Verwandtenkreis erntete ich oft skeptische Blicke – vor allem nachdem ich vom Lehramtsstudium zum Magisterstudium wechselte. Zu dem Zeitpunkt konnte ich mir das Unterrichten in der Schule einfach nicht vorstellen. Heute ist das anders: so biete ich zum Beispiel „Philosophieren mit Kindern“ sowohl außerhalb als auch im Rahmen schulischer Einrichtungen an. Ich kann mich auch noch gut an die Zeit kurz vor der Matura erinnern: Berufsberater/innen kamen zu uns an die Schule und rieten explizit vom Geschichtsstudium ab, da sie absolut keine Berufschancen darin sehen konnten. Mein Motto war damals schon: jetzt erst recht!
Was würden Sie jungen Absolventen/innen und Studierenden raten, die sich aus Zukunftsangst in praxisnähere Studien und Ausbildungen gedrängt sehen? Wie zweckorientiert kann und darf Lebensplanung aus Ihrer Sicht sein?
Gar nicht. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass Arbeit und Beruf kein Mittel zum Zweck sein sollten. Erst wenn Arbeit zum Selbstzweck wird und unmittelbar Freude macht, kann sie Teil des guten Lebens werden. Auch wenn es als junger Mensch noch schwer fällt, sich Gedanken über das gute oder gelingende Leben zu machen, so kann ich aus Erfahrung berichten, dass spätestens ab der Hälfte der Lebenszeit diese Frage immer virulenter wird. Und dann kann es passieren, dass man sich in zweckorientierten Fehlentscheidungen gefangen fühlt – auch wenn natürlich immer die Möglichkeit zur Veränderung und Neuorientierung offen bleibt. Auch eine Aufgabe der philosophischen Praxis.
Nach Ihrem erfolgreichen politologischen Doktorat haben Sie den Universitätslehrgang „Philosophische Praxis“ abgeschlossen. Kam die Passion zur anwendungsbezogenen Philosophie bei Ihnen erst später auf oder war diese schon immer da?
Im Rückblick war sie immer schon da. Dies hat sich vor allem daran gezeigt, dass ich selbst in Geschichte und Politikwissenschaft vor allem an gegenwartsrelevanten Themen Interesse fand. Auch in der Philosophie suche ich immer nach gesellschafts- oder lebensrelevanten Ansätzen. All unser Handeln, auch unsere Berufsorientierung, hat in irgendeiner Art und Weise mit existenziellen Fragen zu tun. Die meisten Menschen versuchen durch ihre Berufswahl einen Mangel zu beheben und damit meine ich natürlich nicht einen monetären. Es ist ein Fehlschluss zu glauben, jemand wähle als Beruf, worin er/sie besonders gut wäre. Meine These ist, dass wir uns gerade Tätigkeiten zuwenden, die eine Herausforderung darstellen. Es fällt oft nicht leicht, dies zu erkennen – dazu braucht es ein sehr genaues Hinsehen. Ich habe mich zum Beispiel gerade der praktischen Philosophie zugewandt, weil ich ein sehr verkopfter, Theorie-liebender Mensch bin. Über meine Arbeit kann ich mich so erden.
Mit „PHILOSKOP“ haben Sie sich selbständig gemacht und bieten philosophische Begegnungen für Menschen an, die sich nicht bevormunden lassen und über ihr Leben nachdenken wollen. Ist der Markt für dieses Beratungsmodell noch neu in Österreich oder gibt es unternehmerische Vorbilder?
Es gibt, vor allem in Wien, einige philosophische Praktiker/innen – in Deutschland bereits seit den 80er Jahren. Nachdem der „Markt“ – als Philosophin stehe ich dem Begriff naturgemäß skeptisch gegenüber – dennoch als relativ neu bezeichnet werden kann, können die wenigsten diese Tätigkeit zum alleinigen Beruf machen. Dies liegt daran, dass noch wenig bekannt ist, was die philosophische Praxis leisten kann.
Das Bedürfnis zum Gespräch besteht definitiv: Lebensfragen stellen sich immer dringender. Nur wenige wissen allerdings darüber Bescheid, dass die Philosophie Auswege aus Denkstarren, Einbahnstraßen und Sackgassen bieten kann, neue Perspektiven eröffnet und Denken und Handeln in Bewegung bringt.
Sie bieten neben Einzelsitzungen auch philosophische Gespräche via Email an. Was unterscheiden diese vertraulichen Settings mit Ihnen von z.B. einem Persönlichkeitscoaching oder etwa einem Cross-Mentoring?
Ich bin nicht primär an der Persönlichkeit interessiert. In der philosophischen Praxis gibt es kein Ziel, auf das hingearbeitet wird. Ich analysiere auch nicht Charaktereigenschaften. Zudem ist die Herangehensweise methodenfrei. D.h. ich versuche genau das Gegenteil von einem Coaching- oder therapeutischen Setting aufzubauen: Gesprochen wird über einen Gegenstand, ein Thema, das dem Gast wichtig ist. Der dabei zentrale Begriff wird, so weit möglich, losgelöst von emotionalen Bindungen, umkreist und neu aufgemacht. Ich bringe neue Perspektiven ins Spiel und helfe, den Horizont zu weiten. Dadurch wird das Denken in Bewegung gebracht und der Gast kann für sich entscheiden, in welche Richtung er/sie weiter gehen möchte. Dass sich als Konsequenz ein Charakterzug oder ein Teil der Persönlichkeit verschieben kann, ist nur Konsequenz eines neuen Welt- oder Selbstbildes, aber nicht primäre Aufgabenstellung.
Noch ein ganz wichtiger Unterschied zum Mentoring: es geht weder primär um Wissensvermittlung, noch um Beratung. Ich kann keinen Rat geben. Das wäre ähnlich verfehlt, wie alles, was auf dem übersättigten Markt der Glücksratgeber zu finden ist. Ein Rat kommt immer aus einer ganz individuellen und subjektiven Perspektive und spiegelt auch nur eine ganz individuelle Lösung wieder. Was dem einen Glück beschert, muss dem anderen gar nichts bedeuten. Daher ist es wichtig mit dem anderen und von diesem geleitet einen Weg zu gehen, zu begleiten, sich dabei um ein Verstehen zu bemühen. Ich kann vom Fokus des Gastes weg, neue Wege anbieten, entscheiden und gehen muss dieser sie aber selbst.
Sie sind nicht nur in Forschung und Lehre tätig sondern organisieren philosophische Events wie etwa den „Philo-Slam“. Sehen Sie das als persönlichen Ausgleich zum streng-wissenschaftlichen Philosophieren oder ergänzt das eine inhaltlich auch das andere?
Ich sehe es als meine Aufgabe, Relevanz und Bedeutung der Philosophie und vor allem des Philosophierens, sprich der Tätigkeit, in der Gesellschaft zu stärken. Wir sind gegenwärtig mit einer äußerst einseitigen Weltsicht konfrontiert: alles wird nach ökonomischen Maßstäben gemessen – nach Effizienz, Gewinn, Optimierung, Wachstum etc. Dies ist aber eine hoffnungslos kurzfristige Perspektive und resultiert teilweise aus einem verfestigten Diskurs, dessen sich die Politik glaubt bedienen zu müssen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, braucht es meines Erachtens mehrere Mittel – hier reicht das reine Theoretisieren nicht aus. Literatur und Kunst bietet hier immer schon die Form der Kritik.
Der Philo-Slam eignet sich hervorragend für das Evozieren einer kritischen Haltung. Ein Slam ist unterhaltsam, prägnant, regt zum Denken an und kann verstören. Dazu kommt, dass ich selbst gerne dichte. Wer versucht hat, ein und denselben Inhalt, in unterschiedlichster Form zum Ausdruck zu bringen, ob wissenschaftlich, literarisch, kindgerecht oder in der universitären Lehre, wird erst feststellen, ob er den Gegenstand wirklich verstanden hat.
Kommen zu Ihnen eher Menschen, die ein akutes philosophisches Problem mit sich herum tragen oder auch solche, die einfach gerne eine philosophisch inspirierende Alltagsdiskussion führen möchten? Was genau ist das „Praktische“ an Ihrer Praxis für die Kunden/innen?
Praktisch ist der Bezug zum konkreten Leben. Die meisten kommen zum Einzelgespräch nicht, um ein philosophisch abstraktes Thema zu diskutieren, sondern mit einem spezifischen Problem, einer konflikthaften Konstellation. Sie merken zum Beispiel, dass ihr Beziehungsbild nicht mit den realen Beziehungen, wie sie sich tagtäglich entfalten, übereinstimmen. Sie fragen sich, wie mit der Endlichkeit und dem Tod umgehen? Oder spüren einfach eine tiefe Unzufriedenheit, die sie selbst nicht fassen und einordnen können. Meist handelt es sich um existenzielle Fragen und Krisen. Wir bewegen uns dann vom konkreten Problem, einer spezifischen Situation, weg, weiten das Thema, indem der Begriff umkreist und hinterfragt wird und finden dann wieder zum Konkreten zurück, um zu sehen, ob sich in Bezug auf die Lebenssituation ein alternativer Blick entwickeln lässt. Meist hat sich dann schon ganz viel bewegt und der Gast hat das Gefühl, zumindest in gewisser Hinsicht, ein anderer geworden zu sein.
Philosophische „Alltagsdiskussionen“, wie Sie das nennen, spielen sich dann meist bei öffentlichen Veranstaltungen ab. Wie der Nacht der Philosophie oder den philosophischen Diskussionsabenden.
Statt reines Nachdenken anzuregen und zu diskutieren, organisieren Sie auch philosophische Wanderungen. Welchen Mehrwert sehen Sie in der Verbindung von menschlichem Geist und dem Tun in der Natur?
Der „Mehrwert“ – auch wieder ein ökonomischer Begriff – ergibt sich hier in mehrerer Hinsicht: erstens erdet uns die Natur. Den meisten erlaubt sie, zu entschleunigen. Einfach anzukommen, zu atmen, eine Pause einzulegen und den Geist frei zu lassen. Die philosophischen Wanderungen bieten aber vor allem die Möglichkeit zum Dialog mit anderen. Beim Wandern werden immer neue Gruppen gebildet – jeweils zu zweit wird eine bestimmte Strecke zurückgelegt und ein konkretes Thema zur Aufgabe gestellt. Die Wandernden schildern ihre ganz individuelle Perspektive auf dieses Thema. Somit werden mit der Zeit viele verschiedene Perspektiven sichtbar, die noch dazu nicht abstrakt theoretisch sind, sondern aus dem Erfahrungsschatz der Mitwandernden kommen. Dazu machen wir Achtsamkeits- und Gruppenübungen, die abseits vom Geist, auch andere Sinne aktivieren sollen.
In der Philosophie redet man gerne von unterschiedlichen Denkrichtungen und Schulen. Ordnen Sie sich dort bewusst nicht ein, um offener auf die unterschiedlichen Zugänge Ihrer Kunden/innen eingehen zu können? Unterteilen Sie die Philosophie vorab in eher Praktisches und Unpraktisches oder entwickeln Sie philosophisch Praxistaugliches jeweils erst im direkten Gespräch?
Ich würde mich zwar nicht dermaßen einschränken, dass ich mich einer Schule zugehörig zählen würde. Dafür ist mein Zugang auch zu kritisch, allerdings müssen sich philosophische Praktiker/innen sehr wohl dessen bewusst sein, dass sie sich von bestimmten Philosophien mehr angezogen fühlen, als von anderen. Es gibt keine neutrale Haltung. Wir alle haben eine bestimmte Geschichte und einen Charakter, der einiges zulässt und anderes ausschließt. Meine Grundhaltung ist zwar immer offen, ich vermittle aber durchaus, welche Gedanken für mich leichter nachzuvollziehen sind und welche schwierig. Ich habe zum Beispiel meine Probleme mit Transzendenz-Vorstellungen. Umso mehr aber faszinieren mich Menschen, die eine Vorstellung von etwas Göttlichem, Ewigen oder Absoluten in ihr Leben eingebaut haben. Ich stelle an mich selbst den Anspruch, mich in jedes Denken einfühlen zu können, und versuche, daher, im Denken mitzugehen und es zu verstehen.
Was die Philosophiegeschichte betrifft, so bin ich der Meinung, dass keine Philosophie „unpraktisch“ ist. Jede Theorie, jeder Fokus, den sich ein/e Philosoph/in zur Lebensaufgabe gemacht hat, resultiert aus einer existenziellen, grundlegenden Frage, die meist ganz konkret mit dessen/deren Biografie zu tun hat. Diese Fragen stellen sich auch heute noch und im Leben vieler. Daher kann es immer passieren, und sei es bei Kant oder Hegel, dass das eigene Fragen wieder gefunden wird und deren Antworten können das eigene Beantworten anregen. Auch wenn das Resultat immer ein anderes sein wird.
Als philosophische Praktikerin können alle Menschen zu Ihnen kommen, egal ob jung oder alt, ob Akademiker/in oder nicht. Ist Ihre Zielgruppe so weit, weil Sie die Vielfalt menschlicher Gedanken fasziniert? Was interessiert Sie daran anthropologisch am meisten?
Für mich ist jeder einzelne Mensch ein Faszinosum. Thomas Hobbes hat einmal so schön darauf hingewiesen, dass jeder Einzelne meint, etwas klüger und komplexer als der andere zu sein. Mit einer solchen Grundhaltung werden wir geboren, weil wir uns selbst natürlich am nächsten sind und die Gedanken der anderen oft nur schwer nachvollziehen können. Die philosophische Praxis mit all den unterschiedlichen Gästen lehrt mich Demut. Demut vor der Pluralität und unglaublichen Komplexität anderer Wesen. Auch wenn es etwas pathetisch klingt, so empfinde ich tatsächlich Hochachtung vor jeder einzigartig schönen Seele, die mir in diesen Gesprächen begegnet.
Wenn Kunden/innen der sog. „Generation Y“ zu Ihnen kommen, nehmen Sie ganz besondere Lebensherausforderungen bei dieser Gruppe wahr? Besitzen die Digital Natives eine spezifische „Lebensphilosophie“, um in der heutigen Welt klarzukommen?
Das kann ich so nicht verallgemeinern. Das einzige, was ich flächendeckend feststelle ist, dass sich besonders Kinder und Jugendliche schwer tun, auf sich selbst zu hören. Digitale Technologie lagert unser Selbst aus, es wird zum Objekt und verliert dadurch an Unmittelbarkeit. Dies führt oft und verstärkt zu Frustration, weil der Zugang zum Selbst und zum unmittelbaren Empfinden so schwer fällt – der Soziologe Hartmut Rosa hat dies fehlende Resonanz genannt. Auch das Denken wird dann objektiviert und zum Abziehbild eines besonders stereotypen, symbolischen Denkens.
Es gibt aber auch andere Wege und Möglichkeiten kreativ und kritisch zu Denken. Daher ist mir das Philosophieren mit jungen Menschen so wichtig. Kurzfristig haben der Zweckrationalismus und die Selbstoptimierung vielleicht einen ökonomischen Nutzen, längerfristig verlieren wir aber kulturell und damit menschlich.
Sie sind auch Vorstandsvorsitzende von „KAPP“, dem Kreis akademisch philosophischer Praktiker/innen. Was tut dieser Verein konkret und wie kann man dort mitmachen werden?
Der Verein dient philosophischen Praktiker/innen der Vernetzung und dem Entwickeln gemeinsamer Projekte. Hier geht es zum Beispiel um öffentliche Veranstaltungen – im Herbst 2016 wird es ein großes Kick-off Event geben – oder Kooperationen in Bezug auf Forschung und Weiterentwicklung der Theorie der philosophischen Praxis. Beitreten können generell alle, die eine philosophisch praktische Tätigkeit ausüben.
Sie leben und arbeiten im idyllischen Badener Helenental. Schätzen Sie die Ruhe in der Natur für Ihre tägliche Arbeit?
Wie schon bei den philosophischen Wanderungen erwähnt, bin ich tatsächlich der Meinung, dass Naturerlebnisse unser Denken weiten können. Das Visuelle ist in meinem Denken wichtig: sehe ich weit bis zum Horizont, machen sich meine Gedanken eher auf die Reise, als wenn ich auf eine Betonmauer starre. Auch wenn natürlich Stadt für mich einen hohen ästhetischen und kulturellen Wert hat. Baden bietet für mich die Möglichkeit beides zu leben: Natur und Großstadt in nicht weiter Entfernung.
Gab es während Ihres persönlichen Lebenswegs Weichenstellungen, bei denen Ihnen philosophische Vorbilder geholfen haben? Beherzigen Sie selbst philosophische Alltagstipps, die Ihnen im praktischen Leben helfen?
Ich „heile“ mich ständig mit Philosophie. Als Jugendliche bot mir zum Beispiel der amerikanische Transzendentalismus und die Idee des zivilen Ungehorsams Hoffnung, dass etwas Anderes und Neues möglich sei (typisch für dieses Alter: Thoreau). Raus aus verkrusteten Strukturen, das Alte hinter sich lassen, neu beginnen. So gab es immer wieder in meinem Leben, je abhängig von meiner Lebenssituation und konkreten Krisen, andere Philosophen/innen, die an Bedeutung gewannen. Dabei gibt es allerdings kein Rezept, denn manchmal liegt die Antwort, die gesucht wird, gar nicht so offensichtlich in den Philosophien, die bestimmten Themen typischerweise zugeordnet werden (z.B. Epikur: „Glück“ etc.).
Nach dem Tod meines besten Freundes zum Beispiel wandte ich mich eher der politischen Philosophie, dem Streit und dem Kampf zu, vielleicht um konkret etwas Lebensbejahendes in dieser Welt beizutragen. Mein Lehrer, Ernesto Laclau an der Northwestern University in Chicago, hat mir hier viel Hoffnung gegeben. Wenn der Tod schon unausweichlich ist, dann stelle ich mir die Aufgabe, die Welt wie sie ist, heute und hier, ein Stück besser zu machen. Die Endlichkeit kann so dem Moment Bedeutung verleihen. Die Theorie der Entscheidung und der Freiheit des Menschen rückte daher in den Mittelpunkt meines Interesses. Solche „Wenden“ und Neuorientierungen gab es natürlich viele. Wir sind ja ständig in Bewegung.
Wo liegen Ihre persönlichen Träume für die kommende Zeit? Was wollen Sie (philosophisch oder nicht) in der nächsten Zeit anstoßen, bewegen und umsetzen?
Mein Traum erstreckt sich auf zwei Ebenen, die ineinander greifen. Ich möchte individuell Menschen helfen, einen Weg zum guten oder gelungenen Leben zu finden. Dies hat natürlich mit Glück und Zufriedenheit zu tun – beides kann immer nur konkret sein – das universelle Glück gibt es nicht. Auf gesellschaftlicher Ebene möchte ich ein Bewusstsein schaffen für die Bedeutung der Philosophie, nicht so sehr als Wissenschaft und Wissensbereich, sondern als Tätigkeit – als Praxis. Philosophieren heißt hier: bewusst kritisch Denken, selbstverantwortlich sein, dem Anderen zugewandt sein, gemeinschaftlich, solidarisch Denken und natürlich darüber zu streiten, was uns etwas wert ist. Dafür braucht es Öffentlichkeit: so wie dieses Interview – und dafür bedanke ich mich ganz herzlich!
„Die Philosophie ist das Mikroskop der Gedanken!“ (V. M. Hugo)
Wollen Sie in Ihren Kindern das philosophische Staunen stärken und deren Kreativität fördern? Reizt es Sie, mit anderen in Wald und Wiese zu philosophieren? Oder möchten Sie einfach eine ganz neue Perspektive aus einem philosophischen Gespräch gewinnen? – Dann sind Sie in der philosophischen Praxis „PHILOSKOP“ richtig.
Wie man in einem „guten Leben“ ankommt, sollte Jede/r für sich selbst bestimmen – ein guter Weg dorthin aber führt über Cornelia Bruell: www.philoskop.org!