Bewerben 50 Plus (Teil 3): Initiativbewerbungen – Schuss ins Leere oder Volltreffer?
Das Bild der Karriereleiter, die man entweder erfolgreich immer weiter erklimmt oder herabsteigt, hat ausgedient. „Karriere“ für berufserfahrene Menschen umfasst heute die Passgenauigkeit zur aktuellen Lebenssituation inklusive Auszeiten und Neuanfänge, Downsizing und Jobwechsel. Wie bei einer Bergwanderung ist der Sammelpunkt am Gipfel zwar ein Ziel, aber der Weg dorthin von strammen Anstiegen und flachen Plateaus, herrlichen Aussichtspunkten, Wadenkrämpfen und Motivationstälern wie Picknickpausen und orientierungslosem Kartenlesen durchsetzt.
„Wer stellt mich denn jetzt noch ein?“ oder „Ich bin denen doch viel zu alt!“ lauten die Statements dann. Gelegentlich führen diese Gedanken zu einer Bewerbungsstrategie der falschen Bescheidenheit oder gar des Understatements, sodass berufserfahrene Menschen ihre wertvollsten Ressourcen kaschieren, um nicht als überqualifiziert zu gelten. Oftmals überwiegt die Frustration, mit dem über die Jahre gesammelten Zusatzwissen, den Berufserfahrungen und der menschlichen Reife vermeintlich nicht mehr gebraucht zu werden. Verjüngungswahn sowie ständige Veränderungs- und Anpassungsbereitschaft steuern ein Übriges zu der Tendenz bei, sich als berufserfahrener Bewerber am Jobmarkt manchmal nicht ernst genommen zu fühlen.
Die Initiative ergreifen – Bewerbungsressourcen zum Preis von Aktionismus und „Geschaftelhuberei“?
Eigeninitiative zu zeigen wird von Jobsuchenden vorausgesetzt – und das ist auch richtig. Viele staatliche Betreuungsstellen und Bewerbungscoaches ziehen daraus den fehlerhaften Schluss: Initiative + Bewerbung = Initiativbewerbung! Wenn der Autor gelegentlich zweistellige Initiativbewerbungen pro Woche zählt, die ihm Coachees voller Stolz zeigen, stellt sich die Frage des Ressourceneinsatzes. Auch der Tag von Bewerbern hat nur 24 Stunden und jede Bewerbung, jeder Geschäftsbrief und jeder Infoanruf kostet Vorbereitung, Durchführung, Dokumentation und Nachbereitung.
Bei Initiativbewerbungen kommt noch hinzu, dass es in 99,9 % der Fälle die gewünschte Position (noch) gar nicht gibt. Sprich: Sie trachten danach, den verantwortlichen Personaler nicht nur von sich als Person zu überzeugen (wie bei jeder Bewerbung), sondern wollen ihn zusätzlich zur Einsicht bewegen, dass die Schaffung der dazugehörigen Stelle zu Unrecht unterblieben und dringend nachgeholt werden solle – als jemand, der typischerweise wenig Einblick in die internen Personalstrukturen des Unternehmens hat. (…)
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