HEROES – Über den ESC und (Anti-) Helden
12 Points go to… Schweden!
Wikinger, Elche, Mitsommernacht, Köttbullar und IKEA… – Seit letztem Samstag ist das skandinavische Königreich um eine Assoziation reicher: Helden! Måns Zelmerlöws s(w)ingt und rockt in seinem gleichnamigen Gewinnerlied über diese wie über eine/n Jede/n von uns. Ist deshalb sein überwältigender Sieg beim 60. Eurovision Song Contest der Dank?
„…Don’t tell the gods I left a mess, I can’t undo what has been done. Let’s run for cover…”
Für Manche sind die besungenen „GötterInnen“ echte Weltenschöpfer und Allwissende im Himmel, an welche diese Menschen tief religiös glauben, für Einige das schlechte Gewissen im Nacken oder der eingetrichterte Mainstream der Gesellschaftsmeinung, für wieder Andere der imaginäre Zeigefinger von Eltern und Freunden… Oder einfach in unserem Unterbewusstsein festgesetzte Negativ-Glaubenssätze in Form von sog. „Metamodell-Verletzungen“.
Dabei brauchen wir alle Lebensregeln, die wir nicht täglich in Frage stellen sondern für wahr halten (wollen). Sie sind Interpretationen und Verallgemeinerungen aus früheren Erfahrungen sowie individuellen Theorien. Oft über Erziehung und Bildung, den persönlichen Umgang oder eigene Schlüsselerlebnisse in der Kindheit haben wir sie aufgesogen, dann gefiltert, öfters angepasst. Das Tolle daran ist: Die allermeisten davon sind sehr gut für uns und helfen unserem Hirn, eine Überlebensstrategie zu entwickeln, eine Landkarte, die uns routiniert durch diese komplexe Welt steuert. Einige aber reden uns ein, nicht gut genug zu sein, dauernd falsch zu liegen oder hilflos den Herausforderungen gegenüberzustehen; wie ein Fingerabdruck der „Quarter Life Crisis“ kleben sie entlarvend an uns…
HeroenInnen und persönliches Heldentum
Wie fließend die Grenze ist zwischen den HeldInnen, die wir aus Märchengeschichten verehren, und uns (vermeintlich schwachen, sündhaften) Erdenmenschen, lehrt schon der Kult um die Heroen der griechischen Mythologie: Diese waren nämlich meist (nur) HalbgötterInnen mit allerlei Tadel!
„…What if I’m the only hero left? You better fire off your gun, once and forever…”
Für viele mag von jetzt an Måns Zelmerlöw ein Held sein, für andere bloß ein kommerzieller Schlager-Sunnyboy. Niemand ist immer bei allem nur „Hero“, wie auch dieser feststellte. Ein Jahr zuvor mit homophoben Äußerungen unangenehm kritisiert, durfte er nun in der Life-Ball-Stadt der Ampelpärchen die ESC-Trophäe von Travestie- Kunstfigur Conchita Wurst entgegen nehmen. GötterInnen sind vollkommen und deshalb können (und müssen) sie nicht aus Fehlern lernen – HeldInnen schon. Als HeldIn im Studium haben wir bis zum Hochschulabschluss leider das Lernen oft verlernt!
Genauso wie wir in uns hineinblicken, negative Glaubenssätze ergründen und diese ablegen können, wenn sie uns nur noch behindern, ist es aber mit unseren persönlichen (Anti-) HeldInnen. Was wir einmal als richtig, gut und sinnvoll inhaliert haben, muss heute nicht mehr stimmen. Westernhelden (meist keine –Innen!) und Gunfighter mögen uns in der Kindheit „Gut und Böse“ simplifiziert haben, während wir uns heute auf der Antikriegsdemo gegen die National Rifle Association niederknüppeln lassen. Die „HeldInnen der Arbeit“ haben einst den Westwall gegen die kapitalistischen KlassenfeindInnen verteidigt, während erneut (oder traditionell?) die ÖH-Direktwahlen eine linksgerichtete Bundesvertretung hervorzubringen scheint. So manches Heldentum-Kerzel flackert auch nur in ähnlichen Licht-Werten des jeweiligen Zeitgeists…
Werte der Jetztzeit, HeldIn von Morgen – Übung: Finden Sie Ihren Helden!
HeldInnen waren und sind auch heute noch für uns genauso wichtig wie AntiheldInnen. Für die weniger Heroischen unter uns kann man dazu „Idole“, „Leitfiguren“ oder schlicht „Vorbilder“ sagen – Und auch deren Antagonisten, Antipoden… wie unsere „DämonInnen“.
„…We are the heroes of our time, but we’re dancing with the demons in our minds…”
(Fast) jeden Tag kämpfen in uns HeldInnen mit AntiheldInnen, Gegensätze von Alt-Bewährtem und Neu-Gelerntem oder befinden sich einfach Prioritäten im Wettstreit: Ist mir gerade Dieses oder Jenes wichtiger? Und wenn ja, wieso?
Dafür hilft es zu wissen, welche Wertmaßstäbe man überhaupt hat (und welche im Zweifel miteinander konkurrieren), zum Beispiel mithilfe unserer „Wertehierarchie-Übung“: Sehr vereinfacht kreuzt man dazu die persönlich wichtigen Werte an, beschränkt sich aber in einer kurzen Nachdenkzeit von 10 Minuten auf 15 solche – Das ist schwieriger als es ausschaut! Sodann reduziert man die 15 Werte in 3 Minuten auf 10 und diese in einem nächsten Schritt innerhalb von einer Minute ein letztes Mal auf 5 Werte! Wichtig dabei ist vor allem, dass man nicht die Werte grundsätzlich gegeneinander aufwiegt à la „Gerechtigkeit“ ist besser als „Frieden“, denn das funktioniert abstrakt gar nicht. Vielmehr gilt es – wie so oft im Leben – schlicht eine Entscheidung zu treffen, eben Prioritäten zu setzen. Das muss nicht zwingend rational sein!
Im Anschluss kann unsere „(Anti-) HeldInnen-Übung“ dabei helfen, diese Werte persönlich besser einzuordnen und zu verstehen: In 15 Minuten ist die Aufgabe, drei seiner „persönlichen HeldInnen“ (echte Menschen oder auch fiktive Figuren) zu finden. Jedem/r HeldIn ist jeweils ein typischer Wert zuzuschreiben, den man gut findet und sich zu fragen, was daran man (vielleicht) schon im Kleinen selbst lebt oder umsetzt. Ein zweiter Schritt ist da schon schwieriger: Jetzt gilt es, dasselbe innerhalb von 15 Minuten mit seinen drei „persönlichen AntiheldInnen“ zu versuchen, da man so gar nicht cool findet! Auch jedem/r AntiheldIn ist wenigstens eine Eigenschaft zuzuschreiben, die man gut (oder zuwenigst tolerabel) findet und sich zu fragen, wie man diese in den eigenen (beruflichen oder privaten) Alltag integrieren könnte.
Manchmal es sehr erhellend, warum man selbst in bestimmten Situationen so und nicht anders reagiert. Statt sich darüber zu ärgern oder gar die inneren „DämonInnen“ obsiegen zu lassen, kann man so
z.B. verstehen, weshalb man in mancher Situation so und nicht anders Entscheidungen trifft, was den richtigen (Traum-) Job für einen ausmacht oder ob man ein Führungstyp ist! – So werden Sie schneller zu Ihrem eigenen Held!
Die Übungsblätter zum praktischen Self Coaching für die Persönlichkeitsentwicklung gibt’s übrigens hier zum Gratis-Download: WERTE-TABELLE – (ANTI-)HELDEN-TABELLE