Karriere von Akademiker/innen „50 plus“ – Praxistipps für Berufs- und Lebenserfahrene
Von der „Homeoffice-Ära“ ins Post-Corona-Zeitalter – Flexibilität contra Erfahrung?
Die Schulen sperren langsam wieder auf, die Ausgehbeschränkungen fallen weg und der Sommertourismus soll schrittweise hochfahren … Viele gerade berufserfahrene Akademiker/innen stecken in der auslaufenden Kurzarbeit,sehen sich drohendem Stellenabbau gegenüber oder stehen bereits ohne Job da. Typischerweise sind sie die teureren Mitarbeiter/innen, diejenigen, denen man am wenigstens Flexibilität in Krisenzeiten zutraut oder gar den Corona-bedingten Digitalisierungsschub zu meistern wie unsere „Digital Natives“. Hier schwingen allerlei Klischees mit und Vorurteile, aber in Krisenzeiten zählen Differenziertheit oder gar wissenschaftlich begründete Analyse wenig. Es zählen Schlagworte wie „Alternativlosigkeit“, die Meinungen ausgewählter Einzelexperten/innen und schnell-harte Entscheidungen – Krisenmanagement in Politik wie in der Wirtschaft. Dass es gerade jetzt lebenserfahrene Krisenbewältiger/innen und solche Menschen braucht, die mit ihrer Ruhe „den Laden zusammenhalten“ und den Übergang bewältigen, und die Jüngeren mit ihrem breiten Wissenshorizont Ratschläge geben können, ist in Personalaufwänden finanziell und damit auch argumentativ schwer darstellbar.
Karriere 4.0 – „neue Normalität“ für Babyboomer?
Die sogenannte „neue Normalität“ mit Maskentragepflicht und Babyelefanten-Abstand hält Einzug. Aber was ist mit den späten „Babyboomern“ und der frühen „Generation X“? Die berufserfahrenen Akademiker/innen, die in den 60ern geboren wurden, gehören noch lange nicht zum alten Eisen – und doch ist dieses weniger leicht biegsam als eine moderne Polymerverbindung. Zurecht lassen sich viele berufserfahrene Akademiker/innen nicht mehr auf jede unternehmerische Irrfahrt ein, nur weil das Top-Management es vorgibt. Sie lassen sich nicht überall hinstellen und alles mit sich machen – das haben sie hinter sich und genügend Lehrgeld gezahlt. „Karriere 4.0“ umfasst für berufserfahrene Akademiker/innen heute die Passgenauigkeit zur aktuellen Lebenssituation ebenso wie für die anderen auch. Im letzten Berufsdrittel muss nicht zwingend die Karriereleiter weiter hinaufgeklettert werden, aber die abschließenden Berufsjahre wollen auch nicht einfach nur irgendwie ausgesessen werden.
Die Notwendigkeit, sich als berufserfahrene/r Akademiker/in auf den neuesten Stand der Technik zu bringen oder aber für eine geforderte Spezialisierung nochmals die Lern-Bank zu drücken, um den Job zu behalten oder einen neuen zu ergattern, ist unserer Erfahrung nach in den meisten Fällen nicht die springende Herausforderung. Vielmehr haben diese Menschen bei der beruflichen Neuorientierung oft den Nachteil eines/r Bergsteigers/in, die viele Jahre pausiert hat und nun in fremdem Gebirge mit vielen anderen klettert. Die Technik ist ebenso da wie die Erfahrung – beides ad hoc abzurufen unter den neuen Bedingungen aber, macht es ihnen auf dem Bewerbungsmarkt schwierig. Obwohl beim Bergsteigen Erfahrung, Sicherheit und Ausdauer bestimmende Erfolgsfaktoren sind, schlägt hier oft zu Buche, lange aus dem schnelllebigen System des Bewerbungsprozesses draußen gewesen zu sein. Die „neue Normalität“ bedeutet nicht nur Bewegungseinschränkungen sondern für einige auch massive berufliche Nachteile in der Zukunft.
„Upcoming Silver Ager“ am Bewerbungsmarkt – chancenlos überqualifiziert oder gnadenlos unterschätzt?
Von berufserfahrenen Akademiker/innen hören wir in unserer Berufsberatung gerade jetzt sehr oft: „Wer stellt mich denn noch ein?“ oder „Ich bin denen doch viel zu teuer und unflexibel!“ oder „Momentan konkurriere ich mit den ganzen jungen Corona-Entlassenen, da habe ich sowieso keine Chance!“ Gelegentlich führt das zu einer persönlichen Bewerbungsstrategie der falschen Bescheidenheit oder gar des Understatements, in der berufserfahrene Akademiker/innen sich reduzieren, um ja nicht als überqualifiziert zu gelten, um einen notfalls wenigstens einen minderwertigeren Job zu ergattern. Oftmals überwiegt dabei die Frustration, mit dem über die Jahre gesammelten Zusatz-Wissen, den Berufserfahrungen und der menschlichen Reife vermeintlich nicht (mehr) gebraucht zu werden.
Verjüngungswahn, ständige Veränderungs- wie Anpassungsbereitschaft steuern ein Übriges zu der Tendenz bei, sich als berufserfahrene/r Akademiker/in am Job-Markt oft nicht ernst genommen zu fühlen – und sich dann leider auch so zu verhalten. Wenn post-coronale Karriere mit jung-dynamisch assoziiert wird, bedeutet das die Endstation Taubenfüttern oder das Schachspielen im Park für berufserfahrenen Akademiker/innen? Manchmal tun sich berufserfahrene Akademiker/innen nur schwerer, die eigenen Pluspunkte hinreichend akzentuiert in Szene zu setzen. Weniger die Selbstvermarktung und -darstellung als solche, denn das tiefgründige Schöpfen aus dem meist reichhaltigen Erfahrungsfundus kommt dabei zu kurz, obwohl gerade dies mit fortgeschrittenem Alter einen Mehrwert gegenüber den jüngeren Berufsanfängern/innen bildet.
HAUFE und ABSOLVENTENAKADEMIE – ein starkes Team, ein wichtiges Buch
Allgemeine Karriere-Ratgeber gibt es viele, Job-Foren und Bewerbungs-Blogs noch viel mehr. Es gibt Bücher und Kurse für Hochschulabsolventen/innen, die nach der Uni den ersten Jobeinstieg bewältigen, und für die Generation 50 Plus auch. Aber was gibt es speziell für die berufliche Neuorientierung berufserfahrener Akademiker/innen? Das haben wir uns gefragt und zusammen mit dem Verlag HAUFE-Lexware in Freiburg eine Kooperation geschmiedet:
Deren Branchen-Wissen, Business-Netzwerke und eine starke Digitalisierungsausrichtung fließen mit unserer jahrelangen Erfahrung in der täglichen Beratung berufserfahrener Akademiker/innen, deren Bedürfnisse und Herausforderungen in eine neue Buchidee – TBA Anfang 2021!
Mit welchen Themen?
Berufliche Neuorientierung:
- Bestandsaufnahme – wo ich mit 50 + stehe und warum
- Job-, Branchen- oder Modus-Wechsel – noch einmal neu durchstarten
- Zwischen Abstellgleis und Jugendwahn? – mental gestärkt trotz Arbeitsmarktlage
Berufliche Strategie:
- Jobs für vorangeschrittene Lebenssituationen finden – gerade in Post-Corona-Zeiten
- Die Kund/innen-Perspektive einnehmen – wie ich meine Seniorität kommunikativ nutze
- Senior Talenting – Stärken verstärken statt Schwächen kaschieren
- Berufliche Digitalisierung – auch für mich (k)ein Thema?
Berufliche Investition:
- Die gelungene Bewerbungsleistung – eine stabile Brücke zwischen mir und der Position
- Der klassische Lebenslauf für Silver Ager – Hard Facts in Maßen
- Eigendarstellung individuell und digital – meine Lebenserfahrung in einem aussagekräftigen Profil
- Das Motivationsschreiben – mit Kontinuität und Balance punkten
Berufliche Auswahl:
- Die Vorbereitung – Gesprächsführung für Fortgeschrittene
- Das Interview – ein Expert/innen-Treffen auf Augenhöhe
- Das Nachfassen – Endspurt für Fortgeschrittene
Berufliche Evaluation:
- Der neue Arbeitsbereich – was war ich gewohnt, was ist anders?
- Nach dem Job ist vor dem Job – passen meine Werte zum Unternehmen?
Gibt es Punkte, die aus Ihrer Sicht unbedingt noch fehlen?
Haben Sie selbst persönliche Erfahrungen gemacht und wollen diese in unseren Praxis-Ratgeber einbringen?
Oder möchten Sie sogar als Interviewpartner/in Teil des Buches werden?
Wir freuen uns sehr auf Ihren Input – Sehen und hören wir einander bald?