“Let me entertain you” – performen Sie mit Begeisterung!
Vielleicht haben auch Sie diese Situation schon einmal erlebt: Sie sitzen bei einer Präsentation oder einem Vortrag und warten sehnsüchtig auf die Main-Message, die Sie heute gerne mitnehmen möchten. Eigentlich ist der Vortragstitel sehr spannend, der Vortragende eine Koryphäe auf seinem Gebiet, aber irgendwie schafft er es dennoch nicht, Sie zu erreichen. Er spricht zu monoton und macht keine Pausen. Er verwendet 30 Powerpoint-Folien, in welchen er hin und her springt, so dass man diesen nur schwer folgen kann. Vielleicht liegt es ihm einfach nicht, anderen sein Wissen zu vermitteln?
In solchen Situationen haben Sie als Zuhörer nur zwei Möglichkeiten: Entweder lassen Sie die kommenden Minuten irgendwie über sich ergehen, schweifen gedanklich ab und hoffen auf die erlösenden Worte des Schlussplädoyers, oder Sie stehen auf und vergeuden Ihre Lebenszeit nicht mit etwas, das Sie nicht berührt und weiterbringt!
Was garantiert einem Vortragenden die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer?
In der heutigen Zeit, in der (fast) alles möglich zu sein erscheint, haben wir hohe Ansprüche nicht nur an uns selbst, sondern auch an das uns entgegengebrachte Informations- und Kommunikationsangebot – sei es bei einer Sportveranstaltung, einer Theateraufführung, einer Vorlesung an der Uni, einem Konzert, einem Vortrag oder in einer Beziehung: Wir wollen unterhalten werden!
Aber wie schafft man es, sein Publikum in den Bann zu ziehen? Worauf kommt es wirklich an? Die Zauberworte lauten: Performance und Begeisterung!
Letzteres kann man nicht lernen. Wie schon Augustinus von Hippo, Bischof und Philosoph (354 – 430) sagte “Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.” Wer nicht brennt, kann dies auch nicht vermitteln. Performen jedoch, das kann man lernen!
The Stage is Yours!
Schauen wir uns an, woraus sich eine Live-Performance zusammensetzt: Im Vordergrund steht der Performer (Stimme, Outfit, Bewegung, Charisma), der zum Publikum eine Verbindung (Blickkontakt, Ansagen, Dank) aufbaut, den Raum einer Bühne nützt (Abgrenzung zum Publikum, als Performer selbst die Bühne sein) und eine Show (dramaturgisch überlegt von Anfang bis Ende) bietet.
1. Der Performer:
Ihre Stimme ist wichtiges Instrument für ihre Performance. Wählen Sie bewusst, welche Technik Sie wann einsetzen! Vor allem denken Sie daran Pausen zu machen!
Wählen Sie ein Outfit, in welchem Sie sich wohlfühlen und welches dem Anlass entspricht. Machen Sie sich bewusst, dass Sie mit Ihrer Performance das Leben anderer Menschen beeinflussen können.
2. Das Publikum:
Schauen Sie sich ihr Publikum an und kommunizieren Sie mit ihm.Zwischenrufe und Fragen aus dem Publikum sind willkommen! Gehen Sie darauf ein und beziehen Sie diese in ihre Performance mit ein.
3. Die Bühne:
Die Bühne sind Sie – also nützen Sie den Ihnen zur Verfügung gestellten Raum! Überlegen Sie sich, wie sie diesen Raum betreten, verlassen und wie Sie ihn im Laufe ihrer Performance einbinden
4. Die Show:
Was ist das Ziel der Performance? Wie beginnen und enden Sie Ihre Performance? Was soll das Highlight ihrer Performance werden?
Um eine gute Performance bieten zu können, muss man aber kein/e ausgebildete/r Sänger/in oder Schaupieler/in sein. Schließlich wenden wir die Kunst des Performens alltäglich an und schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen (Mutter, Geschäftsführer/in, Ehefrau oder Sohn, Angestellte/r, Freund/in etc.). Aber man kann sich auch aus diesem Bereich einige Anregungen für seine eigene „Performance“ holen.
In unserem Fernstudienlehrgang “Begeisterung weitergeben” wird dazu u.a. die Übung “Setlist” eingesetzt:
Vor einem Konzert erstellen Musiker und Bands meist eine Setlist, in welcher die Reihenfolge der zu spielenden Lieder festgelegt wird. Der Aufbau einer Setlist entspricht eigentlich allen Regeln, die auch bei einer guten Performance zu berücksichtigen sind:
1. Die Eröffnung einer Show erfolgt durch einen sogenannten “Opener”, der zu Beginn der Show die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen soll.
2. Dann erfolgt eine langsame Steigerung bis hin zur Mitte der Show, in welcher ein Kontrastpunkt eingesetzt werden kann, zum Beispiel eine Ballade im Gegensatz zu vorher eher kraftvollen Liedern oder umgekehrt. Umgesetzt in unseren Trainer-Kontext wäre dies etwa das provokante Hinterfragen der zuvor aufgestellten Thesen, das Einsetzen von Bildern, die (vermeintlich) gar nicht zum Thema passen uws.
3. Dann erfolgt eine weitere Steigerung, die mit einem Höhepunkt abschließt, z.B. der Animation des Publikums, in unserem Fall hier einer “Mitmachübung”.
4. Die Zugabe, das „Encore“ am Schluss bilden die Fragen der Teilnehmer/innen, die man dankbar annehmen sollte.
In der Übung würden nun Sie unter Anleitung Ihre eigene Show anhand eines frei gewählten Themas konzipieren lernen oder einen bereits gehaltenen Vortrag zur Hand nehmen und Sie diesen auf oben genannte Punkte hin abklopfen und verbessern!
Take Away Message:
Falls Sie selbst Trainer/in oder Vortragende/ sind oder es noch werden möchten, beherzigen Sie Folgendes:
„Haben Sie den Anspruch an sich selbst, ihrem Publikum die bestmögliche Performance zu bieten und einen wertvollen Beitrag für dessen Lebenszeit zu schenken!“