„Mein Job? Geht so…“ – Wie Erfolgserlebnisse dich abseits des Berufs weiterbringen
Deckel sucht Topf – der Traumjob wartet, ich muss ihn nur finden?
Viele – der Autor eingeschlossen – ver(sch)wenden oft viel Zeit darauf, DEN richtigen Job zu finden. Schließlich verbringe ich da ja die meiste Tageszeit und lasse mich binden an Arbeitsorte, -zeiten und -kollegen/innen. Außerdem brauche ich eh einen, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, und noch lang ist’s bis zur Pension. Trifft z.T. auch auf dich zu? – Welcome to the club!
So betreiben wir munter Work-Life-Balance kombiniert mit Job-Hopping, versuchen hier und da etwas mehr herauszuschlagen, haben (hohe) Ansprüche an die Arbeitgeber/innen, vergleichen uns ständig mit anderen und, und, und… An sich sind Weiterentwicklung und kritisches Hinterfragen der Ist-Situation tolle Dinge, die einige noch viel zu selten machen – allein die zugrunde liegende Prämisse taumelt angeschlagen in der Ringecke.
Anders als bei der großen Liebe, wo romantisches Ideal angesagt bleibt, geht es beim Erwerbsberuf zunächst regelmäßig um wenig Ehrenvolles: Ich erbringe eine Dienstleitung gegen Geld!, weil ich das Geld brauche – Punkt! Das gequält gar ein Leben lang unterhalb der eigenen Möglichkeiten zu tun, sei natürlich Keinem/r angeraten. Dass aber Selbstverwirklichung, Anerkennung, ein fettes Gehalt, kompetente und nette Kollegen/innen, ein/e Wahnsinnschef/in und ein super Unternehmen zusammenkommen müssen, verhält sich wie bei einem „schwarzen Loch“. Das saugt alles von seiner Peripherie auf und zentriert es im Fokus – aber mal ganz ehrlich: Wie oft gibt es ein solches Phänomen im Weltall?
Haben Sie schon mal Nudeln gekocht und schnell einen (zu kleinen/zu großen) Deckel von einem anderen Kochtopf dafür genommen? Der salzige Wasserdampf kam links und rechts herausgezischt, es hat getropft und gespritzt… war die Pasta deswegen nicht al dente und lecker?
„Good Job“ – Gut gemacht oder zufällig „guter Job“?
Zu der Erkenntnis, dass der perfekte Job nicht pflückfertig auf der grünen Wiese wartet, kommt noch etwa hinzu: Was vermag ich am aktuellen wirklich zu ändern? Klar, kann ich kündigen, in Vorstellungsgesprächen etwas durchboxen, das zugewiesene Kellerbüro nicht akzeptieren und neue berufliche Entwicklungen eingehen. Das ist auch gut so, denn neben der Selbstreflexion, wo ich gerade stehe (und warum gerade hier?) hilft es mir aus der lähmenden Opferrolle. Ich bestimme gern selbst über mein Leben, bin kein Lohnarbeiter-Sklave und mag heroisch der Zukunft entgegen husten.
Aber wie viel von der Veränderung steuere ich tatsächlich selbst und wie viel ist z.B. nur ein zufälliges Jobangebot aus dem Bekanntenkreis? Habe ich die unternehmensinternen Personalrochaden tatsächlich so beeinflusst, dass mein jetziger Vorgesetzter einer der aufmerksamen und wertschätzenden ist? Konnte ich bei der Weiterbildung vor zwei Jahren wissen, dass genau diese EDV-Kenntnisse bei dem tollen IT-Unternehmen heute gefragt sind? Sind wir ehrlich zu uns selbst, basiert doch vieles auf dem Zusammenkommen unbekannter Faktoren – die meisten davon kenne ich genauso wenig wie ich beurteilen kann, in welcher Dosis welcher Faktor überhaupt gewirkt hat!
An dieser Stelle seien nicht Enttäuschung und Hilflosigkeit angesagt, sondern Demut und realistische Distanz. Lade ich meinen Traumjob mit den ganzen Hyper-Attributen elektrisch auf, fördere ich allein die Möglichkeit einer frustrierenden Entladung, nicht der böse Arbeitsmarkt und nicht die vermeintlich furchtbare Ausbeuterfirma tun das. Sich einzureden, man habe gekämpft für das alles und der Mühe Lohn werde nun durch das Schicksal des akuten Super-Jobs ausbezahlt, stärkt allenfalls das Ego und den Glauben an eine vermeintlich gerechte Welt – quod sit demonstrandum!
Nicht Quantität zählt, Qualität – tue Spannendes und zehre davon!
Job-Zeit ist lange Lebenszeit, aber lange nicht die einzige. Finde ich dort nicht die eierlegende Wollmilchsau, kann ich mir das Schalenprotein auch vom Bio-Supermarkt holen und mein Ovulum pfannengerecht aufquirlen. Soll heißen: Geht’s um die nervige Zimmernachbarin im Office, können Reserviertheit und klare Ansage helfen – Freunde im Job sind spitze, aber nicht zwingende Bedingung gemäß Dienstvertrag. Am Wochenende grille ich mit den Leuten, die ich mir aussuche. Handelt es sich um fehlende Anerkennung und Gestaltungsfreiheit, verspielt mein/e Arbeitgeber/in selbst den Einsatz für dauerhaft gute Arbeitsleistungen: Meine Motivation. Das kann ich dort feedbacken und nicht erzwingen, aber privat einfordern, z.B. in der Freiwilligenarbeit mit dankenden Kindern, der Hobby-Fotografie-Ausstellung bei einem befreundeten Studio-Betreiber oder über die lässigen Fremd-Postings auf meinem innovativen Garten-Blog.
Stichwort: Quality Time! Beim Urlaub beobachten wir genau, dass reine Zeit oft wenig Erleben bedeutet. Beim Computerspiel-Zocken vergeht sie wie im Fluge, beim Warten auf den Urlaubsflieger in der sterilen Boarding-Lounge eher nicht so. „Wie, nicht erholt? Du warst doch ganze drei Wochen auf Ibiza mit der Familie!“ schallt es vom Kollegen herüber. Vielleicht hätte eine Woche für mich zu sein, ohne Aufwand und viel günstiger, ein größeres Potenzial entfaltet.
Kann man anderen helfen, spricht dies stets für eine ganz eigene Qualität. Der aktuelle österreichische Freiwilligenbericht über die Jahre 2013/14 weist über 3,5 Millionen Unterdreißigjährige aus, die freiwillig irgendwo tätig sind – das macht fast 45 %. Zumal Gutes zu tun zum Lohn der Dankbarkeit (statt des schnöden Mammons) nachweislich glücklicher und zufriedener macht, sollte die Hälfte von uns eigentlich Dauer-Grinser spazieren führen. Von der Nachbarschaftshilfe über soziale, pflegerische und gesundheitliche Dienste sowie Sport und Kultur bis zu Katastrophenhilfsdiensten ist nicht nur die klassische Vereinsarbeit mit dabei. Auch neue Formen des Engagements, etwa über Social Media, oder weniger beachtete solche wie Corporate Volunteering sind vorhanden.
Plattformen wie das „Freiwilligenweb“ schießen förmlich wie die Schwammerln aus dem Boden. Schon längst gilt Freiwilligenarbeit nicht als dilettantisch sondern verlangt höchst professionelles Herangehen, das sich vom Erwerbsleben oft nur durch die Bezahlung unterscheidet. Schließlich will ich meine brennende Wohnung bei der freiwilligen Feuerwehr genauso in löschenden Händen wissen, wie die ökogerechte Begrünung der Österreichischen Bundesgärten. An Letzterem man sich gartelnd übrigens über die Initiative „Verein Schatzhaus Österreich – Gärtnern Sie mit uns!“ beteiligen. Obwohl so viele Ehrenamtliche wie nie tätig sind, fehlt es immer an qualifizierten Personen – Sind Sie das womöglich? Freiwilligenarbeit ist eben nicht nur Zeitvertreib, um sich ein bisschen vom vermeintlich miesen Job abzulenken!
Wer lieber im Integrationsbereich Selbstverwirklichung anstrebt, kann dies im Rahmen von „Treffpunkt Deutsch“, wie wir es von der ABSOLVENTENAKADEMIE ab Oktober tun werden. Weitere Angebote finden sich nicht nur bei der „Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH“. Spontane können auf der Plattform „Flüchtlinge Willkommen“ gleich einen Wohnplatz in ihrer WG anbieten!
Aber auch für künstlerische Einzelgänger/innen gibt es Möglichkeiten: Wer bei „HitRECord“ kreative Texte, coole Bilder, Audio- oder Video-Sequenzen in ein Gemeinschaftsprojekt einbringen möchte, kann so Teil einer Kurzfilm- oder Buchproduktion werden – bis hin zur finanziellen Beteiligung. Den zahlreichen Küchenpoeten/innen und Badewannenschreiberlingen seien Literaturausschreibungen z.B. von „Autorenwelt“ ans warme Dichterherz gelegt. Sie locken oft mit Preisgeldern, offerieren Stipendien oder bieten Publikationen mit gratis Marketing.
ÜBUNG „Anerkennungsaufzug“ – ruhig ein wenig stecken bleiben und sich wohlfühlen!
Erfolgserlebnisse abseits des Broterwerbs finden sich gar viele. Sie haben tolle Hobbys, engagieren sich ehrenamtlich und glauben das trotzdem nicht? Sie kommen abends gebückt vom Hauptberuf heim und sudern erstmal die WG-Kollegin oder den Lebensgefährten voll? Dann haben wir zum Abschluss eine ganz einfache Übung: Vielleicht kennen Sie die klassische sog. „Aufzugspräsentation“, in der man mündlich jemand Unbekanntem in wenigen Sekunden (eben eine Lift-Auffahrt lang!) das Beste über sich erzählt, was die Person sicher mit hinaus nimmt?! Das mag bei Verkaufstrainings, in Job-Interviews wie beim Small-Talk-Networking am Stehtisch helfen.
Aber lassen wir die typische „Mein Auto, mein Haus, mein Job“-Profilierung beiseite und starten stattdessen den „Anti-Elevator-Pitch der sozialen Anerkennung“, nur für Sie: Schreiben Sie brainstorm-mäßig auf, was Sie alles Wunderbares „sonst noch so getan haben“ in dieser Woche – außerhalb des Jobs. Auch wenn Sie nicht täglich kleine Katzenbabys vom Baum retten, alte Damen vor herannahenden Motoradgangs sichern oder die Nordsee nach dem Tankerunglück entölen: Es wird einiges zusammen kommen, glauben Sie mir das! Feilen Sie ruhig daran und packen es in drei bis vier knackige Sätze, lesen Sie es sich laut vor und testen Sie es vor einer Person Ihres Vertrauens (mutig Vortragen – Der Lohn wird ein„Wow, das machst du alles Tolles?“ sein!). Auf eine kleine Karteikarte damit, diese in die Brieftasche gesteckt, und wenn wieder mal nix zu gehen scheint im Joballtag: Herausnehmen und in sich hinein lächeln!