Selbständig, selbst oder ständig – Was für ein Jobtyp sind Sie 2018?
Ihr eigenes Ding machen – Freiheit versus Sicherheit?
„Irgendwann gründe ich mein Unternehmen und bin mein/meine eigener/eigene Chef/in! Dann bestimme ich selbst, wann ich welche Arbeit erledige, mit wem ich zusammenarbeite und welche abwechslungsreichen Schwerpunkte ich setze!“ Viele Angestellte haben innerlich gekündigt und denken so, um Zwängen und langweiliger Arbeitsroutine zu entfliehen. In jedem Fall können Sie Ihre Job-Strategie danach ausrichten, was ihnen Spaß macht und was sie können – das wird aber weder angestellt noch selbständig allein entscheiden. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass der Normalfall das Angestelltendasein bildet und der Sonderfall die Selbständigkeit. Das mag rein quantitativ stimmen. Weder jedoch gibt das Bild von der Massenarbeiterschaft aus Zeiten der Industrialisierung für Ihre individuelle Situation und Neigung qualitativ ein Argument her, noch das Regel-Ausnahme-Denken allgemein. Auch bringt Sie die Fluchtposition vom Angestellten- hin zum Selbständigen-Dasein nicht in eine mental ausgewogene Stimmung. Schätzen Sie die von außen vorgegebene Struktur, sei es zeitlich oder inhaltlich? Oder engen Sie diese Vorgaben ein? Lieben Sie es, selbstbewusst Kunden/innen zu akquirieren oder bereitet es Ihnen schlaflose Nächte, Ihr Verdienst des kommenden Monats noch nicht zu kennen?
Übung: Jobvarianten-Blogging und Gewichtetes Plus-Minus-Interesting (PMI)
Spielen Sie einen typischen Tag in Selbständigkeit und Angestellten-Dasein durch. Beide haben inhaltlich den gleichen Job, z.B. als selbständige Journalistin und angestellter Redakteur einer Zeitung. Beide haben auch die gleiche private Situation: Feste Partner/innen, eine Tochter, sind passionierte Segler/innen, gehen gerne abends zum Cocktail-Trinken und schauen am Wochenende gestreamte US-Serien. Was wird bei beiden gleich sein, was anders? Schreiben Sie die Unterschiede in zwei Spalten auf – die eine für die selbständige und die andere für die angestellte Tätigkeit. Links könnte im Arbeitsbereich z.B. stehen „befreundete Redaktion anrufen und nach tagesaktuellen Aufträgen fragen“ und rechts „in die Redaktion gehen und Artikelaufträge empfangen“. Im Privatbereich könnte sich links etwa finden „mit Kunden/innen zum Akquise-Essen am Abend und anschließend Familie abholen“ und rechts „Familie abholen und zur Betriebsfeier mit den Kollegen/innen“. Welcher Tag organisiert sich leichter, und bei welchem fühlen Sie sich besser, sollte alles geklappt haben? Angenommen, nichts funktioniert und fast alles geht schief: Welcher Tag wäre dann für Sie der schwierigere? Begründen Sie Ihre Meinung, stellen Sie diese in einem Blog-Artikel online und gehen Sie auf Kommentare ein.
Nehmen Sie anschließend die Ihnen eher zusagende Jobvariante und fertigen Sie für diese eine Pro-Contra-Liste nach Ihren bisherigen Erkenntnissen. Versehen Sie jedes Pro- und jedes Contra-Argument mit einem Multiplikator von 1 (Ihnen weniger wichtig) bis 5 (Ihnen sehr wichtig). Vergleichen Sie anschließend die Gesamtsumme der Pro- mit der Contra-Spalte miteinander. Wiederholen Sie diesen Vorgang des „sog. gewichteten PMI“ für die Ihnen eher nicht zusagende Jobvariante und vergleichen Sie, wie weit bei beiden Pro und Contras der beiden Jobvarianten jeweils auseinander liegen!
Selbstständig angestellt und angestellt selbständig – das konkrete Setting entscheidet
Angestelltenstatus und Selbständigkeit schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich: Ein-Personen-Unternehmen und Ich-AG stehen heutzutage neben dem Office-Job. Der Projektwerkvertrag wird nach der freien Dienstnehmerschaft abgewickelt, das Freelancertum mit der geringfügigen Aushilfstätigkeit gekoppelt. Sie haben viele Möglichkeiten, an beiden Töpfen der jeweils zwei Medaillenseiten zu naschen. In jedem Fall berechnen Sie vorab, was Ihnen gekoppelte Vertrags- und Auftragsformen nach Abzug aller Ausgaben, Steuern und der Versicherung monetär einbringen am Jahresende.
Der Abhängigkeitsgrad der Freiheit ist nicht immer an formalrechtlicher Geschäftstätigkeit festzuzurren. Besitzen Sie als Unternehmer/in wenige Groß- als Stammkunden/innen, richten Sie sich oft unbewusst auf diese aus, was die unternehmerische Freiheit de facto einschränkt. Sind Sie umgekehrt in einer krisengeschüttelten Branche angestellt, kann die Arbeitsplatzsicherheit dort ebenso schnell dahin sein. Freiheit kann zu schöpferischer Gestaltung oder verantwortlicher Selbstbestimmun führen – sie kann aber auch anstrengend sein.
Übung: Barcamping – das basisdemokratische-motivierende Lernsetting
Organisieren Sie ein Mini-Barcamp zur beruflichen Selbstverwirklichung! Laden Sie Freund/innen und Bekannte, aber auch online über Social-Media-Plattformen dazu ein und geben Sie nur wenige Schwerpunkte vor wie etwa: „Regelmäßiges Gehalt versus Gewinnoptimierung“, „Kooperationspartner/innen oder Kollegenschaft“ und „Freie Urlaubsplanung contra Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“ usw.
Mieten Sie günstig für einen Tag in einem Lokal eine Räumlichkeit, für die Sie einen geringen Selbstkostenbeitrag der Teilnehmer/innen im einstelligen Eurobereich einheben. Das fördert nicht nur die Anmeldedisziplin sondern auch das Gemeinschaftsgefühl. Lassen Sie die Teilnehmer/innen nach der Open Space-Methode ihre eigenen Themen ins Plenum geben und nach einem kurzen Teaser demokratisch über die spannendsten abstimmen, die im Barcamp behandelt werden. Dazu wird je eine Arbeitsgruppe gebildet, die selbst-organisiert für sich mögliche Projekte, Anregungen, Streitpunkte und Ergebnisse sammelt. Sie überlegen als Camp-Moderator/in zuvor einen Zeitplan und sorgen für ausreichend Stifte, Papier und ein Notebook vor Ort. Am Abend präsentiert jede Gruppe ihre Ergebnisse im Plenum. Eine Abschlussparty gehört zum feierlichen Ausklang dazu! Welche neuen Eindrücke bezüglich beruflicher Selbstverwirklichung haben Sie für sich gewonnen? Welchen unterschiedlichen Job-Meinungen sind Sie begegnet?